Dienstag, 27. November 2007

Romanik - Der Grundbegriff

Der Begriff Romanik (auch: romanischer Stil, vorgotischer Stil, lombardischer Stil) beschreibt eine kunstgeschichtliche Epoche aus den Jahren von etwa 1000 bis 1200 nach Christus, deren Stilprinzipien jedoch in manchen Gebieten bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beibehalten werden. Die Romanik ist die erste große europäische Kunstepoche seit dem Ende der Antike mit dem Untergang Roms im 6. Jahrhundert. Als „typisches Erkennungsmerkmal“ romanischer Bauten gilt der Rundbogen. Der Romanik voraus gingen die vorromanischen Epochen der merowingischen, karolingischen und ottonischen Kunst, deren Baudenkmäler noch gedrungener und archaischer als die der Romanik sind, sich in ihren Elementen jedoch sehr ähneln. Es sind jedoch nur sehr wenige Bauwerke aus diesen frühen Zeiten erhalten, so dass generelle Aussagen nur unter Vorbehalt möglich sind; eine Ausnahme bildet beispielsweise das Aachener Münster. Der Übergang von der Vorromanik zur Romanik wird für Frankreich um 1000, für Deutschland um 1020/1030 (Hildesheimer Michaeliskirche ab 1010, Dom zu Speyer ab 1025, Klosterkirche Limburg an der Haardt ab 1025) angesetzt. In Polen hingegen mit der Krönung von Kasimir I. dem Erneuerer im Jahre 1038. Die Romanik in Deutschland lässt sich in Früh-, Hoch- und Spätromanik einteilen. Eine genaue zeitliche Abgrenzung zur Gotik ist wegen des fließenden Überganges nicht möglich. Die frühe Romanik wurde wesentlich von den jungen Klostergemeinschaften, die überall in Europa entstanden, entwickelt, in denen nach dem Untergang Roms erstmals wieder auch weltliches Wissen systematisch gesammelt und durch Forschung erweitert wurde. Die Spätromanik war weitestgehend auf den deutschen Raum beschränkt, während sich in Frankreich und England bereits das Bauen in gotischen Formen durchgesetzt hatte. Die Spätromanik zeichnet sich durch Vielseitigkeit von Baukörpern und Innenräumen aus, die mit großer Zierfreude gebaut wurden. Analog zu den französischen Bauten wurden verstärkt Doppelturmfassaden gebaut, teils auch in Verbindung mit prächtig ausgebildeten Vierungstürmen. Die für die Gotik typische Vertikalisierung der Bauformen fand in Deutschland teilweise auch schon in der Spätromanik statt, Spitzbögen begannen die für die Romanik üblichen Rundbögen zu ersetzen. Prächtiges Beispiel für diesen Stil ist der Limburger Dom (ca.1190-1235) mit Doppelturmfassade und einzelnen Spitzbögen. Die Spätromanik ist also teilweise schon Übergangsstil zur Gotik. Die Romanik wurde in Frankreich ab etwa 1140 (St. Denis), in England 1175 (Canterbury) und in Deutschland um 1235 (Elisabethkirche in Marburg, Liebfrauenkirche in Trier) durch die Gotik abgelöst. Aus der Romanik sind auch die ältesten Profanbauten erhalten, darunter Wohnhäuser (Cluny, Dreikönigenhaus in Trier, romanisches Haus in Bad Münstereifel, die Steinwerke von Osnabrück), Pfalzen und Burgen. In Südtirol gibt es im ladinischen Kulturbereich noch romanische Bauernhäuser, sie gehören dort zum frühesten Typ ladinischer Häuser. Die Bezeichnung romanesque wurde um 1820 von französischen Gelehrten für den Rundbogenstil eingeführt. Der Begriff wurde gewählt als Hinweis auf die Verwandtschaft zur römischen Architektur, von der Rundbogen, Pfeiler, Säulen und Gewölbebau übernommen waren. Romanische Bauwerke (insbesondere Kirchen) wurden um 1850 gerne nachgebaut bzw. stilrein erneuert (Dom zu Speyer); dabei wurden oftmals originale Barockausstattungen beseitigt (z. B. St. Michael in Hildesheim ). Diesen Baustil nennt man neuromanisch (siehe auchHistorismus).

Architektur in der Romanik




Die romanische Architektur war der erste eigenständige Baustil seit der Antike, er war in ganz Europa verbreitet. Die Architektur hatte die größte Bedeutung, Malerei, Bildhauerei und Kunsthandwerk waren ihr untergeordnet. Die Hauptaufgabe war der Bau von christlichen Kirchen, der Sakralbau. Erst später wurden Elemente des Sakralbaus auch bei nicht kirchlichen Bauten verwendet.Merkmale der romanischen Bauweise sind dicke, wehrhafte Mauern und Wände, die Bauwerke wirken massiv und schwer. Die Fenster sind meist klein, typisch ist die Form des Rundbogens bei Fenstern und Türen. Zum Teil wurden mehrere Fenster zusammengefasst und durch zierliche Säulen unterteilt („gekuppelte Fenster“).In der Frühromanik war das Mauerwerk schmucklos und ungegliedert, die Kirchen waren Burgen oder Festungen ähnlich. Man bevorzugte anfangs glatte Steinquaderflächen, erst später wurden Verzierungen und Gliederungen verwendet. Manche Orden lehnten aber Dekorationen prinzipiell wegen Ablenkung vom Gottesdienst ab. tb189s1481vbbf Erstmals wurden auch Türme in das Bauwerk einbezogen. Der frühromanische Kirchentyp wurde in St. Michael in Hildesheim verwirklicht. Der Bau hat sechs Türme und eine flache Holzdecke. Die romanischen Kirchen hatten meist drei oder fünf Schiffe: Ein breiteres Mittelschiff oder Hauptschiff und schmälere Seitenschiffe. Unter dem Chor (Altarraum) lag die Krypta, ein Raum der als Begräbnisstätte für hochrangige Personen diente. Neben Naturstein wurde auch Backstein als Baustoff verwendet, er erlebte aber erst in der Gotik einen Aufschwung.Die Wölbung der Decke über dem Mittelschiff war den Baumeistern ein besonderes Anliegen. Dachkonstruktionen aus Holz waren durch Brände gefährdet, daher bevorzugte man Stein. Es waren auch viele Kirchen zuerst mit flachen Holzdecken gebaut und erst später mit einem Steingewölbe versehen. Im Prinzip ist die Wölbung eine Aneinanderreihung von Bögen, die den Druck der Decke ableiten und darum für die Statik bedeutend sind. Die einfachste Gewölbeform war das Tonnengewölbe (a), der Querschnitt hat die Form eines Rundbogens. Das Kreuzgratgewölbe (b) entstand, indem man zwei Tonnengewölbe kreuzte. Durch die Kreuzung von Längsschiff und Querschiff bildete sich ein quadratischer Raum, die sogenannte Vierung.Die romanischen Kirchen hatten einen kreuzförmigen Grundriss. Den längeren Teil der Kreuzform bildet das Mittelschiff, den kürzeren das Querschiff. Am vorderen Ende des Mittelschiffs befindet sich der Chor und die Apsis, ein halbrunder Anbau. Die Grundrisse orientierten sich an vorhandenen Formen, üblich war zB die dreischiffige Basilika. Unter Basilika versteht man eine Kirche, deren Mittelschiff höher ist als die Seitenschiffe. (Ursprünglich wurde damit ein römisches hallenartiges Gebäude bezeichnet.) Am Mittelschiff, über den Dächern der Seitenschiffe, befindet sich eine Fensterreihe, die sogenannten Lichtgaden. In Deutschland wurden häufig doppelchörige Kirchen errichtet, das heißt, dass es einen Altarraum auf der Ostseite und auf der Westseite der Kirche gab. Während der Romanik wurden zahlreiche Wallfahrten unternommen, der Chorraum wurde erweitert um mehrere Messen gleichzeitig lesen zu können. In der Romanik wurde das „gebundene System“ entwickelt. Bei dieser Grundrissanordnung ging man von der Größe der Vierung aus. Die Grundrisse von Chor, Querschiff und Längsschiff entstanden durch gleich große Quadrate. Die schmäleren Seitenschiffe wurden aus halb so breiten Quadraten gebildet. Meist wurde über der Vierung ein Turm errichtet, häufig befanden sich auch neben dem Portal zwei Türme. Bei doppelchörigen Kirchen entstanden so an der Ostseite und der Westseite zwei Turmgruppen. Der langgezogene, eckige Grundriss war die Regel, doch gab es auch den Rundbau, meist im Zusammenhang mit darin aufbewahrten Reliquien von Märtyrern oder Heiligen.Es wurde der Stützenwechsel entwickelt, das heißt, Hauptsäulen und Nebensäulen wechselten ab. Die Hauptsäulen, meist viereckige Pfeiler, trugen die Hauptlast. Die Kapitelle der romanischen Säulen hatten eine eher blockhafte Grundform, zB das Würfelkapitell (d) oder das Faltenkapitell (e), zum Teil wurden sie aber auch mit Skulpturen geschmückt, zB das Figurenkapitell (f). Die Säulen waren durch Rundbögen verbunden. Neben der statischen Funktion hatte der Rundbogen auch eine dekorative Wirkung, beispielsweise durch aufgemalte Ornamente oder verschiedenfarbige Steinlagen. Er gehört zu den wichtigsten Elementen der romanischen Architektur und wurde im Innenraum und an der Fassade in verschiedenen Formen verwendet. Durch die Gliederung der Fassade wirkten die Gebäude etwas zierlicher, besonders in der italienischen Romanik wurden die Fassaden mit Galerien und Arkaden und anderen rundbogenförmigen Verzierungen gestaltet, wie der Dom und der „Schiefe Turm“ von Pisa. Übliche Verzierungen waren zB Rundbogenfriese (waagrechte Schmucklinien) oder Blendbogen, die an einer geschlossenen Wand angebracht waren. Als Arkade bezeichnet man einen Bogen auf Pfeilern oder Säulen, meist mehrere nacheinander. Einen Arkadengang an der Außenseite eines Gebäudes nennt man Galerie.Neben den großen romanischen Domen wurden aber zahlreiche kleine, bescheidenere Kirchen gebaut. Sie hatten nur einen Turm und als Fassadenverzierung nur unverglaste gekuppelte Fenster. Aufgrund des wachsenden Reichtums der Kirche wurden aber oft übergroße Kirchen gebaut, um die Allmacht Gottes und die Stärke des Christentums zu zeigen. Auf die meist kleine Zahl der Gemeindemitglieder wurde dabei nicht Rücksicht genommen.Farbkontraste wurden durch unterschiedliches Material wie Stein, Marmor oder Backstein erreicht. Im Inneren wurden die Kirchen oft mit Wandmalereien, Fresken und Mosaiken in kräftigen Farben geschmückt. Das Fresko ist eine Art der Wandmalerei, bei der Kalkfarbe auf den noch nassen Putz aufgetragen wird. Die Hochromanik war die Blütezeit des Rittertums, der Burgenbau wurde bedeutend. Dabei wurden ebenfalls romanische Stilmerkmale verwendet.In den Bauwerken der Spätromanik kamen schon Elemente der Gotik wie der Spitzbogen oder das Kreuzrippengewölbe vor, doch wurden die wuchtigen Mauern und die kleinen Fenster beibehalten.Als „Protorenaissance“ oder Vorrenaissance bezeichnet man eine Sonderform der Romanik, vor allem bei Kirchen in der Toskana.Wichtige Beispiele romanischer Architektur:Der Dom von Speyer (Deutschland) ist das erste größere Bauwerk seit der Antike mit einem Gewölbe. Das Kreuzgratgewölbe über dem Mittelschiff hat eine Spannweite von 15 m, es wurde nachträglich statt einer flachen Decke angebracht. Die sogenannten Kaiserdome in Speyer, Worms und Mainz gelten als bedeutendste Leistungen der hochromanischen Baukunst.Der Dom von Gurk (Kärnten) ist bekannt für seine Krypta mit 100 Säulen (Abb.), und bedeutende spätromanische Wandmalereien. Von dem ursprünglich spätromanischen Wiener Stephansdom ist nur mehr die Westfassade mit den sogenannten Heidentürmen erhalten. Die Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien war eines der wichtigsten Ziele der zahlreichen Pilger.

Plastik in der Romanik


In den romanischen Kirchen wurden Skulpturen meist nur an bestimmten Stellen angebracht, zB an Eingangsportalen, Kapitellen oder Lesepulten. Außen war die Westfront die geschmückte Schauseite.Über der rechteckigen Türöffnung befand sich eine halbkreisförmige Fläche, das Tympanon. Es wurde oft mit Darstellungen des Jüngsten Gerichts geschmückt. Die seitlichen Flächen des Portals (Türgewände) wurden abgestuft und plastisch verziert, es entstand das sogenannte Trichterportal. Bsp: das Portal des Karners in Mödling. (Unter Karner versteht man ein auf Friedhöfen erbautes Beinhaus.)Bei größeren Türöffnungen wurde oft eine Mittelsäule als Teilung angebracht.Auf bandförmigen Wandreliefs (Friesen) wurden gleichförmige Grundformen und stilisierte Figuren mehrmals wiederholt, die Bildhauer konzentrierten sich nicht auf die einzelnen Figuren. Auch die Proportionen spielten keine Rolle, man beachtete vor allem das, was eine Figur symbolisch darstellen sollte. Unter Relief versteht man eine nicht auf allen Seiten ausgearbeitete Plastik auf flachem Grund, das Motiv ist erhaben herausgearbeitet. Die romanischen Reliefs waren nicht gleichmäßig flach, zB wurde der Kopf vollplastisch dargestellt. Freistehende Plastiken entwickelten sich nur langsam aus dem Relief, man betrachtete Standbilder als heidnisch. An den Portalen wurden erstmals wieder vollplastische, lebensgroße Figuren angebracht, zB die Säulenfiguren am romanischen Westportal der Kathedrale von Chartres. Die Personen wurden in starrer Haltung und mit langgezogenen Körperformen dargestellt. Die Falten der Kleidung sind stilisiert und wirken „gekämmt“. Bei den Skulpturen mit stark betonten Gewandfalten spricht man auch von der „romanischen Gewandfigur“. Am Übergang zur Gotik entstand der „Bamberger Reiter“, ein Reiterstandbild im Bamberger Dom. Dabei wirkt die Körperhaltung schon bewegter und der Faltenwurf weniger starr geordnet.Auch die Seitenflächen der Würfelkapitelle wurden oft mit Figurenreliefs versehen, in französischen Klöstern meist biblische Szenen, in den deutschsprachigen Ländern verwendete man oft seltsame Figuren und Tiere, die symbolischen Darstellungen sind heute oft kaum mehr zu deuten.Die Bauplastik wurde von den Steinmetzen ausgeführt, die auch die Steinblöcke für die Mauern herstellten, daher kam auch die grobe und auf das Wesentliche beschränkte Formgebung.Die romanische Bronzegießerei und Goldschmiedekunst brachte zahlreiche Werke hervor, viele gingen aber verloren. Aus Bronze wurden beispielsweise Türen angefertigt, die entweder aus einem Stück gegossen oder als Platten auf einen Holzkern montiert wurden; sie waren ganz mit Reliefen verziert. Aus Gold stellte man viele Gegenstände für den kirchlichen Gebrauch wie Kelche oder Bischofsstäbe her. In Österreich war Salzburg das Zentrum der Goldschmiedekunst. Auch Elfenbeinschnitzereien wurden hergestellt, zB Buchdeckel wertvoller Handschriften. Das bedeutendste Werk der romanischen Textilkunst ist der Teppich von Bayeux, eine Stickerei auf Leinen. Bemerkenswert ist das nicht religiöse Motiv, die Darstellung von Kriegsereignissen. Auch liturgische Gewänder und Wandbehänge blieben erhalten, die kostbarsten Textilarbeiten der Romanik wurden aber nicht von einheimischen Künstlern hergestellt, sondern aus dem byzantinischen und arabischen Raum importiert. Holzbildwerke wurden zuerst mit Goldblech beschlagen, später wurden sie oft auch nur bemalt. Motive waren zB die „thronende Madonna“. Die Darstellung ist feierlich und streng, die Beziehung von Mutter und Kind kommt nicht zum Ausdruck. Häufig ist auch das Motiv des gekreuzigten Jesus, der jedoch nicht leidend, sondern triumphierend mit Krone und aufrechter Haltung dargestellt wurde. Es wurden vereinzelt auch schon mit Glasmalerei geschmückte Kirchenfenster und Fensterrosen (einzelne, runde Fenster über dem Portal) als zusätzliche Lichtquelle verwendet, doch viel schlichter als später in der Gotik.

Montag, 26. November 2007

Malerei in der Romanik


Allgemein:
Gem. Merkmale mit zeitgenössischer Plastik:
z.B.symbolische Farbgebung od. schematisierte Körper
Mönche bemalen Wandflächen der Kirche zur vollständigen Ausschmückung.
Bes. am Hauptschiff mithilfe von Bilderzyklen;Szenen aus AT,NT od. Heiligenlegenden
Ergebnis: sog. Via triumphales
Wandmalerei:
Viele davon bei Restaurierungsarbeiten zerstört
Bleibt Wand ; Keine Tiefe ;überpersönliche Ordnung und geometrische Gesetze
Übernatur verfremdet Natur des Menschen!
Deckenmalerei:
Oft Via triumphalís ;
Szenen aus AT od. NT,auch Heiligenlegenden
Glasmalerei:
Mönche bemalen Kirchenfenster und betreiben Farbexperimente
Frontale Anordnung und statuarische Strenge;
Durchscheinendes Licht schafft lebendige Wirkung
Buchmalerei:
Einbände prunkvoll,z.B. aus Gold oder Elfenbein
Initialen ebenfalls sehr prunkvoll ;jedes Kloster hat eigenen Stil
Miniatur kommt von damals verwendetem Material Mennige ;heute: künstl. Kleinform